Die Wahrheit
oder von den Vorteilen, sie zu verschweigen, und den Nachteilen, sie zu sagen
Eine Komödie von Florian Zeller
Die Wahrheit ist eine hinreissende, höchst raffiniert geschriebene Komödie mit einem geschliffenen, pointierten Dialog. Immer wenn man glaubt, die Wahrheit zu wissen, wird die unvermittelt wieder auf den Kopf gestellt, so dass man bis zum überraschenden Schluß in Atem gehalten wird.
Als „Ein Spiel von Lüge und Wahrheit“ könnte man Florian Zellers Stück „Die Wahrheit“ bezeichnen. Für seinen verheirateten Protagonisten Stefan ist Wahrheit etwas mehr als Zweifelhaftes. Deshalb bevorzugt er die Lüge, denn sie sei eine Tugend, weil sie es erlaubt, das Leiden zu vermeiden. In der Wahrheit sieht er nur die Vorteile, sie zu verschweigen und die Nachteile, sie zu sagen: „Wenn d’Lyyt vo hüt uf morn würdid uufhörä, sich aa z’lyygä, gäb’s käis äinzigs Paar mee uf derä Ärdä. Und gwüssermaassä wäär das z’Änd vo dä Zivilisation“ ist sein Credo. Und er hat in der Tat allen Grund, die Wahrheit zu meiden, hat er doch seit sechs Monaten ein Verhältnis mitKäthi, der Ehefrau seines besten Freundes Paul. Doch die bekommt zusehends Schuldgefühle, nicht nur ihrem Mann gegenüber, sondern auch gegenüber Stefans Ehefrau Laura. Das ständige Versteckspielen, die immer neuen Lügen belasten ihr Gewissen und sie will endlich reinen Tisch machen. Stefan ist damit gar nicht einverstanden: „Dui lyygsch yyn nid aa, Käthy. Dui säisch yym äifach nid d’Waarhäit. Das hed nyyd mitänand z’tuä. Äs wäär egoistisch, yym d’Waarhäit z’sägä, nur um dyys Gwüssä z’beruigä“, argumentiert er. Hat er sie damit überzeugt? Er ist sich nicht so sicher, denn bei einem Treffen erzählt ihm Paul von seinem Verdacht, dass Käthi ihn seit Monaten betrügt. Hat sie also doch geplaudert? Als er sie zur Rede stellt, gesteht sie ihm, daß sie Paul tatsächlich ihr Verhältnis mit ihm gestanden hat. Stefan ist empört. Eben noch hat er mit Paul gesprochen und obwohl der Bescheid wusste, wurde er schamlos von ihm angelogen, angelogen von seinem besten Freund. Plötzlich sieht er sich in der Rolle des Opfers, denn er muss feststellen, dass auch Käthi ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt hat. Und wie steht es mit Laura? Sollte auch Sie …? Unvermittelt wird der Lügner von seinen eigenen Lügen eingeholt und in der Folge weiss er nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Er, der bis dahin fest davon überzeugt war, sein verzwicktes Liebesleben im Griff zu haben, wird zum Spielball der Anderen und die Wahrheiten, die ihm jetzt um den Kopf fliegen, entziehen ihm den Boden unter den Füssen.
Mehr soll vom Inhalt nicht verraten werden, lassen Sie sich von den immer neuen Überraschungen und Konstellationen überraschen, denen sich der charmante betrogene Betrüger gegenübersieht.