Seiler
Uri, Schwyz und Amstalden heisst es in Obwalden 1941. Die Katholisch Konservativen regieren Obwalden quasi als Einheitspartei, geführt von ihrem Präsidenten Walter Amstalden. Er ist Ständerat, Landamann, Polizeidirektor, Bankpräsident und Erziehungsratspräsident gleichzeitig. Alles läuft über seinen Tisch.
Da lanciert der Postbeamte und Zeitungsredaktor Josef Seiler mit einigen liberalen Mitstreitern die Volksinitiative „Gegen Ämtlibeigerei und Sesselkleberei“. In fünf Tagen sammeln sie im ganzen Kanton über 1300 Unterschriften. In Sachseln, Alpnach und Giswil unterschreiben über dreissig Prozent der Stimmberechtigten.
Es folgt ein heftiger Abstimmungskampf mit Flugblättern, anonymen Leserbriefen und Volksversammlungen in allen Gemeinden. In manchen Sälen kommt es zu tumultartigen Auseinandersetzungen. Das alles mitten im Krieg.
Bei der Abstimmung beträgt die Stimmbeteiligung 75 Prozent. Die ganze Schweiz blickt gespannt nach Obwalden. Wenn die Initiative angenommen wird, müssen die Hälfte aller Gemeinderäte, Kantonsräte und Richter im Kanton zurücktreten. Auch Amstalden verliert sein Ständeratsmandat.
Natürlich ist das alles schon so lange her, dass es fast nicht mehr wahr ist. Aber mich faszinierte diese historische Geschichte auf Anhieb. Vor allem die Heftigkeit der politischen Auseinandersetzung überraschte mich. Unsere Grossväter standen anscheinend den heutigen politischen Hardlinern mit ihrer harrschen Rhetorik in nichts nach.